Wir haben diesen Monat eine Leseprobe des neuen Romans von Lorraine Brown „Und dann war es Liebe“ in Deine Box gepackt. In unserem Interview erfährst Du, wie Lorraine ihre Träume verwirklicht hat, wie sie für Auszeiten im Alltag sorgt und warum Irrwege manchmal doch zum Ziel führen …
Hannah und Simon sind verliebt und befinden sich auf gemeinsamem Kurs – na ja, bis sich ihr Zug auf dem Weg zu einer Hochzeit teilt. Am nächsten Morgen wacht Hannah in Paris auf und stellt fest, dass ihr Freund (und ihr Ticket) 300 Meilen entfernt in Amsterdam sind! Aber dann trifft Hannah Léo auf dem Bahnsteig, und er ist alles, was sie nicht ist. Die beiden verbringen gemeinsam den Tag in Paris und Hannah muss sich der Frage stellen, wie gut sie sich wirklich kennt – und ob man manchmal in die falsche Richtung abbiegen muss, um alles zu finden, wonach man gesucht hat …
Lorraine, welche Umwege in Deinem Leben haben Dich an Dein Ziel gebracht?
Als ich ein Jahr lang meine Ausbildung zur Schauspielerin machte und die Schauspielschule besuchte, habe ich tatsächlich einen großen Umweg eingeschlagen. Als ich meinen Abschluss in der Tasche hatte, war ich fest entschlossen, eine erfolgreiche Karriere zu starten – obwohl ich genau wusste, dass es schwierig werden könnte und die Konkurrenz riesig war. Ich besorgte mir einen Agenten, belegte Kurse, verbrachte 2 Monate in L. A. und verlor niemals die Hoffnung! Um Geld zu verdienen, arbeitete ich tagsüber als Assistentin, nahm mir nur ab und zu einen Tag frei, um vorzusprechen und wartete auf meinen großen Durchbruch, der leider nie kam. Nach etwa sieben Jahren, in denen ich wirklich alles versucht hatte, wurde mir klar, dass ich fast zu einer Vollzeit-Assistentin geworden war und mich nicht ernsthaft als Schauspielerin bezeichnen konnte. Das war der Zeitpunkt, an dem ich meinen ersten Kurs in kreativem Schreiben belegte und etwas anderes fand, das ich genauso liebte, wenn nicht sogar noch mehr. Das Schreiben fühlte sich viel mehr nach „mir“ an, als es die Schauspielerei je getan hatte. Ich erkannte schnell, dass ich alles, was ich über die Schauspielerei gelernt hatte, beim Schreiben anwenden konnte: Charakterentwicklung, wie man Dialoge natürlich klingen lässt, wie eine Geschichte aufgebaut ist und vieles mehr. In gewisser Weise hat also alles doch sehr gut funktioniert!
Dein Debütroman „Und dann war es Liebe“ spielt in Paris. Was verbindet Dich persönlich mit dieser Stadt?
Ich habe keine persönliche Verbindung als solche, aber ich war schon neun Mal dort und liebe die Stadt einfach sehr. Paris fühlt sich wie ein Ort an, an dem alles passieren kann – und für mich tut es das auch oft (sagen wir einfach, dass meine romantischen Reisen nach Paris nie ganz nach Plan verlaufen sind)! Die Stadt hat sich schon immer wie die perfekte Kulisse für eine komplizierte Liebesgeschichte angefühlt, und ich habe es geliebt, mir Hannah und Léo vor dem Hintergrund der Seine vorzustellen, plaudernd in einem schönen Park oder auf einem Motorrad die Champs-Élysées hinauffahrend …
Du hast kürzlich einen Aufbaustudiengang in psychodynamischer Beratung abgeschlossen. Hatte das einen Einfluss auf die Entwicklung Deiner Charaktere?
Die Ausbildung als Therapeutin hat einen großen Unterschied für mein Schreiben gemacht. Bevor ich mit dem Kurs anfing, waren meine Figuren vermutlich etwas zweidimensional – ich wusste zwar, wie sie sich verhalten, aber ich kannte die Hintergründe nicht. Durch das Studium der menschlichen Psyche war ich in der Lage, den Roman mit all diesem neu gewonnenen Wissen neu zu schreiben, und ich konnte die Charaktere hoffentlich viel dreidimensionaler und glaubwürdiger gestalten, als sie es vorher waren.
Du hast Deinen Traum verwirklicht und bist eine erfolgreiche Autorin geworden. Welchen Rat hast Du für unsere Leser, die etwas in ihrem Leben verändern wollen?
Ich hatte schon als kleines Mädchen große Träume und habe mich nie von den Umständen abhalten lassen, meine beruflichen Ziele zu verwirklichen – auch wenn es eine Weile gedauert hat (im Fall meines Romans und seiner Veröffentlichung sogar zehn Jahre!). Meiner Meinung nach sollte man zuerst sein Ziel bestimmen. Frag Dich: Was entfacht Deine Leidenschaft, was bringt Dein Blut in Wallung? Dann fand ich es sehr hilfreich, erfolgreiche Menschen aus diesem Bereich zu recherchieren und herauszufinden, was sie getan haben, um ihr Ziel zu erreichen. Ich habe viele Podcasts über Bücher und Autoren gehört, habe Artikel gelesen, ich bin Autoren in den Sozialen Medien gefolgt usw. Dann habe ich dieses Wissen genutzt, um darüber nachzudenken, was ich tun muss, um dorthin zu gelangen. Die andere Sache ist, dass man niemals aufgeben darf. Auch wenn es manchmal schwierig ist und die Umsetzung der eigenen Träume mit Risiken verbunden ist, solltest Du immer daran glauben, dass alles möglich ist.
Du nimmst uns in Deinem Roman an viele verschiedene Orte mit. Verrätst Du uns Deinen Lieblingsort in Paris?
Ich liebe die Gegend um den Canal Saint-Martin im 10. Arrondissement – dort ist wirklich alles vereint, was Paris für mich ausmacht. Es gibt versteckte Basketballplätze und ausgelassene Schulkinder, Touristenboote, die die Kanäle hinauf- und hinuntergleiten, Concept Stores, schnuckelige Boutiquen und florierende Restaurants. Ich liebe es dort, besonders im Frühling und Sommer, wenn das Licht am schönsten ist.
Diesen Monat sind unsere Themen Rituale und Auszeiten. Wenn Du Dich heute zum Lesen zurückziehst, wie sieht das aus?
Früher habe ich viel auf dem Weg zur Arbeit gelesen, also in der U-Bahn und im Bus, aber heute lese ich meistens in einem sehr heißen Vollbad mit irgendeinem entspannenden Badeöl!
My Little Box verschickt jeden Monat „eine Geschichte“. Welche Geschichte oder welches Thema würdest Du in einer Box sehen?
Ich bin irgendwie besessen von Städten – ich lebe in London, mein Buch spielt in Paris, Amsterdam und Venedig! Ich glaube, das liegt daran, dass ich in einer kleinen Stadt außerhalb Londons aufgewachsen bin und dort keine großartigen Erfahrungen gemacht habe, und so bin ich, wann immer ich konnte, mit dem Zug ins Zentrum Londons gefahren und habe den Tag damit verbracht, in der Stadt herumzulaufen. Ich fühlte mich danach immer sehr inspiriert, einfach durch das, was ich gesehen habe und die Menschen, die ich beobachtet hatte. Also vielleicht eine Box, die sich um eine bestimmte Stadt dreht – New York wäre schön, oder Tokio. Ich würde es lieben, überallhin zu reisen!
Du bist Mutter und bringst Familie und Arbeit unter einen Hut. Wie organisierst Du Dir Auszeiten für Dich allein?
Ich muss zugeben, dass ich mich nach einem ganzen Tag für mich selbst sehne. Ganz besonders nach der Lockdown-Tortur und dem ganzen Homeschooling (ich habe einen 8-jährigen Sohn, der wahrlich kein Fan davon ist.)! Ich versuche, mir frühmorgens Zeit für mich selbst zu nehmen – normalerweise stehe ich gegen 6 Uhr auf, und falls ich eine Deadline zum Schreiben habe, mache ich vielleicht das, lese oder schaue ein YouTube-Video. Unter der Woche geht mein Partner meistens zeitig ins Bett. Wenn ich dann den Fernseher für mich habe, schaue ich mir ein Netflix-Serie oder eine Liebeskomödie an – das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen des Tages.
Als Autorin braucht man immer neue Inspirationen. Wie und wo findest Du Deine?
Um ehrlich zu sein, fällt mir das im Moment sehr schwer! Normalerweise inspirieren mich meine Reisen – egal ob ins Ausland oder andere Städte. Früher fand ich sogar U-Bahn- und Busfahrten hilfreich, da mich die Beziehungen und Gespräche anderer Menschen fasziniert haben. Heute lese ich eine Menge Zeitschriften, und wie ich oben schon erwähnt habe, sehe ich viel fern oder lese Romane. Wenn ich einen ersten Entwurf schreibe, lese ich keine anderen Liebesgeschichten, sondern eher Psychothriller – obwohl ich nicht glaube, dass ich selbst einen schreiben könnte, fühle ich mich sehr inspiriert von der Art und Weise, wie Autoren Tempo und Spannung in ihren Geschichten erzeugen. In meinem Roman „Und dann war es Liebe“ habe ich versucht, mir etwas davon abzuschauen, und in gewissem Maße in die Erzählung einzubringen.
Der Debütroman „Und dann war es Liebe“ von Lorraine Brown ist am 30. April 2021 im Lübbe Verlag erschienen. Mehr Infos unter luebbe.de/und-dann-war-es-liebe